Regulierbarkeit von Leistungsverdichtung. Gestaltungsansätze aus der Praxis der betrieblichen Mitbestimmung

Das Projekt greift die Entwicklung einer zunehmenden Leistungsverdichtung und Arbeitsintensivierung auf, die in Umfragen bei Beschäftigten und Betriebs- und Personalräten als eine der größten subjektiven bzw. arbeitspolitischen Herausforderungen deutlich wird. Auch wenn mittlerweile das Bewusstsein in Politik und Öffentlichkeit dahingehend geschärft wurde, dass wachsender Leistungsdruck und eine übermäßige Entgrenzung von Arbeit enorme gesundheitliche und damit ökonomische Folgeprobleme hervorrufen kann, so bleibt bisher aber weitgehend unklar, welche Strategien Gewerkschaften und betriebliche Interessenvertretungen eigentlich entwickeln können, um dieses Problem regulierbar zu machen. Wir gehen dabei davon aus, dass die Frage nach der konkreten Ausgestaltung von betrieblicher Leistungserwartung und Personalbemessung eine Regelungsdomäne der Arbeitgeberseite darstellt und nicht unmittelbar der betrieblichen Mitbestimmung zugänglich ist, sondern nur über indirekte Stellschrauben (Arbeitszeiten, Arbeitsorganisation, Gesundheitsschutz etc.) erschlossen werden kann. Im Zentrum der empirischen Arbeit dieses Projekts steht daher die Frage, ob und wie es betrieblichen Interessenvertretungen durch die Nutzung des formalen rechtlichen Rahmens, aber auch durch einen kreativen Umgang mit arbeits- und  mitbestimmungsrechtlichen Möglichkeiten gelingt, wirksamen Einfluss auf betriebliche Leistungspolitiken auszuüben. Flankierend dazu erheben wir, welche entsprechenden Initiativen und Strategien sich bei Gewerkschaften erkennen lassen. Insgesamt wird beabsichtigt, einerseits einen Überblick über innovative und zielführende interessenpolitische Ansätze zu gewinnen und andererseits auf spezifische institutionelle Regulierungsdefizite hinzuweisen.

Die empirische Untersuchung richtet sich auf ein exemplarisches Feld, das in besonderer Weise durch Kostendruck und Personaleinsparungen gekennzeichnet ist: den Öffentlichen Dienst in Bremen. Es werden fünf qualitative Fallstudien in unterschiedlichen Bereichen durchgeführt, die durch jeweils unterschiedliche Bedingungskonstellationen gekennzeichnet sein dürften und daher verschiedene interessenpolitische Ansätze erfordern, um Arbeitsintensivierung wirksam zu begrenzen.



Laufzeit:
01. Januar 2016 - 31. Dezember 2017

Forschungsteam:
Dr. Vivien Barlen
Dr. rer. pol André Holtrup, Dipl.-Soz