Transformation(en): Digital und ökologisch?

HG: Guido Becke (iaw Universität Bremen), Irene Dingeldey (iaw Universität Bremen), Torben Klarl  (FB Wirtschaftswissenschaften Universität Bremen), Martin Seeliger (iaw Universität Bremen), Dorothea Schäfer (iaw Universität Bremen), Waltraud Schelkle (European University Institute, Fiesole Italy)

Die Digitalisierung von Arbeitsprozessen und volkswirtschaftlichen Beziehungen schreitet voran. Einerseits sind damit positive ökologische Wirkungspotenziale verbunden, beispielsweise dank Reduzierung berufsbezogener Mobilität durch örtlich verteiltes, virtuelles Arbeiten. Andererseits sind die ökologischen und sozialen Nebenfolgen der digitalen Transformation mit Blick auf Ressourcenverbrauch und veränderter Arbeitsteilung noch zu wenig untersucht. So erweist sich die Digitalisierung von Arbeit und Wirtschaft bisher nicht nur als energieintensiv, sondern geht auch mit dem Aufbau neuer globaler Wertschöpfungsketten einher, die u.a. mit dem Abbau von seltenen Erden verbunden sind und neue machtpolitische Verteilungskämpfe um den Zugang zu relevanten Ressourcen hervorbringen können. Gleichzeitig schafft das globale Subcontracting digital zu erbringender Dienstleistungen neue Chancen für qualifizierte Tätigkeiten im globalen Süden, während entsprechende Angebote im globalen Norden weniger wettbewerbsfähig werden. Vor dem Hintergrund sich vervielfältigender Naturkatastrophen scheinen jedoch die politischen Anpassungs- und Reformprozesse im Hinblick auf eine effektive sowie sozial gerechte Umgestaltung zur Verhinderung der ökologischen Zerstörung zu langsam – gesetzte klimapolitische Ziele werden voraussichtlich nicht eingehalten.  Vor diesem Hintergrund fragen wir inwiefern Verteilungskonflikte an der Schnittstelle von digitaler und ökologischer Transformation soziale Ungleichheit hervorbringen bzw. diese verstärken und welche Prozesse zu den Reformblockaden beitragen?

Das Spannungsfeld von sozial-ökologischer und digitaler Transformation, insbesondere in darauf bezogenen Aushandlungsprozessen, Verteilungskonflikten und Regulierungsansätzen, zeigt sich auf unterschiedlichen Ebenen: supranational, einzelstaatlich bzw. volkswirtschaftlich, kommunal oder auch branchenbezogen oder betrieblich. Offen zutage tritt das Spannungsverhältniss auf Unternehmensebene beispielsweise, wenn Systeme künstlicher Intelligenz implementiert werden sollen, die innerbetriebliche Machtverhältnisse zulasten der Beschäftigten verändern. Nicht nur auf nationaler, sondern auch auf supranationaler Ebene birgt die Finanzierung von Investitionen und Kosten der ökologischen und digitalen Transformation Konflikte. Die enormen Unterschiede zwischen den Mitgliedstaaten der Europäischen Union in Bezug auf fiskalische Kapazitäten und politische Prioritäten führen leicht zu Entscheidungsstillstand, der die Transformation aufhält.

Dieses Vierteljahresheft zur Arbeits- und Wirtschaftsforschung (VAW) zur Frage „Transformation(en): sozial und ökologisch ?“ stellt die Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Transformationsbereichen, die Fortschritte bei der Auflösung des konfliktreichen Verhältnisses von digitaler und sozial-ökologischer Transformation, aber auch die Blockaden in den Mittelpunkt. Die folgenden Themen sind von besonderem Interesse:

  • Wechselwirkungen zwischen Digitalisierung und Klimawandel (bzw. die Maßnahmen zur Bewältigung dieser Wechselwirkung)
  • Wechselwirkungen der sozial-ökologischen und digitalen Transformation zwischen supranationalen, einzelstaatlichen bzw. volkswirtschaftlichen, kommunal branchenbezogenen oder betrieblichen Bereichen
  • Fortschritte bei der Auflösung des konfliktreichen Verhältnisses von digitaler und sozial-ökologischer Transformation
  • Blockaden für die Auflösung des Spannungsverhältnisses, Scheitern von gesteuertem Wandel
  • Finanzierung von Investitionen und Kosten im Kontext der ökologischen und digitalen Transformation, u.a. im Rahmen der Europäischen Union
  • Systeme künstlicher Intelligenz und ihre Folgen für Beschäftigung, Innovation und (geschlechtsspezifische) Lohnunterschiede in Unternehmen
  • Soziale Ungleichheit und Verteilungskonflikte an der Schnittstelle von digitaler und ökologischer Transformation – lokal bis global

 

Autorinnen und Autoren, die einen Beitrag einreichen möchten, schicken bitte sobald wie möglich, aber nicht später als bis zum 15. März 2024 eine kurze Skizze über den geplanten Beitrag (etwa 1/2 Seite) an die Hrsg.  Guido Becke (becke@uni-bremen.de), Irene Dingeldey (dingeldey@uni-bremen.de), Torben Klarl (tklarl@uni-bremen.de), Martin Philipp Seeliger (seeliger@uni-bremen.de, Dorothea Schäfer (vaw@uni-bremen.de) und Waltraud Schelkle (Waltraud.Schelkle@eui.eu). Die Rückmeldung erfolgt innerhalb von zwei Wochen. Wir akzeptieren englisch- und deutschsprachige Beiträge. Die fertigen Beiträge, die eine Länge von 40.000 Zeichen (vierzigtausend) nicht überschreiten sollen, müssen in der Erstfassung bis zum 1. September 2024 eingereicht werden. Es schließt sich ein maximal zweistufiger Peer Review- und Überarbeitungsprozess an. Manuskripte können nur im Word-Format eingereicht werden. Abbildungen benötigen wir als separate Dateien und in reproduktionsfähiger Qualität. Der Doppelband „Transformation(en): Digital und ökologisch?“ des Vierteljahresheftes zur Arbeits- und Wirtschaftsforschung soll voraussichtlich Ende Dezember 2024 erscheinen.

 

Zu den Vierteljahresheften zur Arbeits- und Wirtschaftsforschung (VAW)

Die Vierteljahreshefte zur Arbeits- und Wirtschaftsforschung (VAW) https://www.duncker-humblot.de/zeitschrift/vierteljahreshefte-zur-arbeits-und-wirtschaftsforschung-vaw-30 greifen aktuell wichtige Themen der Wirtschaftspolitik sowie der Arbeitsmarktentwicklung, auf und beleuchten sie aus einer angewandt wissenschaftlichen Perspektive. Dieser Leitidee verpflichtet, bündeln die VAW die Analysen der anwendungsorientierten Forschung zu arbeits- und wirtschaftspolitischen »Baustellen« sowie zu zentralen Zukunftsfragen in einem Themenband.

Deutschsprachige und internationale Forscherinnen und Forscher kommen zu Wort. Neben der Anwendungs- und Praxisorientierung sieht sich die Zeitschrift auch den Zielen von Pluralität, Wissenstransfer und Relevanz verpflichtet. In der Tradition der früheren Vierteljahrshefte zur Wirtschaftsforschung stehend, zielen die Vierteljahreshefte zur Arbeits- und Wirtschaftsforschung (VAW) darauf, Orientierungshilfe zu komplexen wirtschaftspolitischen Themen zu geben. Arbeitsbezogene Thematiken wie Arbeitskraftnachfrage, Aus- und Weiterbildung oder auch spezifische Aspekte der Personalpolitik werden dabei ebenso betrachtet, wie Finanz- und Transformationsthemen. Auch in Zukunft ist es das Ziel, in den genannten Bereichen neue Perspektiven und praxisorientierte Lösungsoptionen aufzuzeigen.

 

 

Quarterly Journal of Labour and Economic Research (VAW) Vol. 1, Issue 3/4 (2024)

Call for Papers: Transformation(s) - digital and ecological?

Editors: Guido Becke (iaw Universität Bremen), Irene Dingeldey  (iaw Universität Bremen), Torben Klarl  (Universität Bremen), Martin Seeliger (iaw Universität Bremen), Dorothea Schäfer (iaw Universität Bremen), Waltraud Schelkle (European University Institute)

Digitalization of work and the economy more generally is advancing rapidly. It is associated, with a potentially positive ecological impact, on the one hand, such as reducing job-related mobility through locally distributed virtual working. On the other hand, the ecological and social side effects of digital transformations have not yet been sufficiently investigated. The digitalization of work and the economy has so far not only proven to be energy-intensive, but is also accompanied by the establishment of new global value chains, which are linked, for instance, to the mining of rare earths and can give rise to new power-political and distributive struggles for access to relevant resources. How do distributive conflicts at the interface of digital and ecological transformation create or reinforce social inequality? Global subcontracting of services to be provided digitally also creates new opportunities for skilled work in the global South, while corresponding offers in the global North will find it harder to compete. Against the background of increasing natural disasters, the political adaptation and reform processes with regard to an effective and socially just transformation to prevent ecological destruction appear to be too slow - set climate policy goals are unlikely to be met. To what extent do distribution conflicts at the interface of digital and ecological transformation create or reinforce social inequality? Which processes contribute to reform blockages?

The tension between social-ecological and digital transformation, in particular in related negotiation processes, distribution conflicts and regulatory approaches, can be analysed at different levels: supranational, or at nation-state, regional economy, industry or company level. The tension at company level becomes obvious, for example, when artificial intelligence systems are to be implemented that change internal power relations to the detriment of employees. At the supranational level, the financing of investments and costs of ecological and digital transformation within the European Union poses conflicts. The huge differences between Member States in terms of fiscal capacities and policy priorities easily lead to decision-making gridlock that holds back transformation. This issue of the Quarterly Journal of Labour and Economic Research (VAW), “Transformation(s) - digital and ecological? adresses the interactions between different areas of transformation, the progress in resolving the conflicting relationship between digital and social-ecological transformation, but also the blockages. The following topics are of particular interest:

  • Interactions between digitalization and climate change (or the measures to address this interaction)
  • Interactions between supranational, national or national economic, municipal sector-related or company areas
  • Progress in resolving the conflicting relationship between digital and social-ecological transformation
  • Blockages for the resolution of the tension, failure of controlled change
  • Financing investments and costs in the context of ecological and digital transformation within the European Union
  • Digital versus ecological transformation in the implementation of artificial intelligence systems?
  • The impact of Artificial Intelligence on employment, on innovation and on the gender wage gap at the firm level
  • Social inequality and distribution conflicts at the interface of digital and ecological transformation – local to global

Authors who would like to submit a contribution should send a short outline of the planned contribution (about 1/2 page) to the  Editors Guido Becke (becke@uni-bremen.de), Irene Dingeldey (idingel@uni-bremen.de), Torben Klarl (tklarl@uni-bremen.de), Martin Philipp Seeliger (seeliger@uni-bremen.de), Dorothea Schäfer (vaw@uni-bremen.de) und Waltraud Schelkle (Waltraud.Schelkle@eui.eu) as soon as possible, but no later than March 15, 2024. Feedback will be given within two weeks. The finished contributions, which should not exceed 40,000 characters (Fourtythousand) in length, must be submitted in the first version by September 1, 2024. This is followed by a maximum two-stage peer review and revision process. Please note that manuscripts can only be submitted in Word format. We require figures as separate files and in reproducible quality. The issue “Transformation(s) - digital and ecological?” is expected to be published by the end of December 2024.

 

The Quarterly Journal of Labour and Economic Research (VAW)

The Quarterly Journal of Labour and Economic Research (VAW), https://www.duncker-humblot.de/zeitschrift/vierteljahrhefte-zur-arbeits-und-wirtschaftsforschung-vaw-30 address currently important topics in economic policy as well as labor market developments and  examines them from an applied problem-oriented perspective. Committed to this guiding idea, the VAW bundles these applied analyses revolving around a specific topic in a special issue.

Submissions from German-speaking and international researchers are welcome. In addition to its application and practice orientation, the journal is also committed to the goals of plurality, knowledge transfer and relevance. In the tradition of the earlier quarterly issues on economic research, the Quarterly Journal of Labour and Economic Research (VAW) aims to provide guidance on complex economic policy issues. Work-related topics such as labor demand, training and further education or specific aspects of human resources policy are considered, as are financial and transformation topics. The goal in the future will continue to be showing new perspectives and practice-oriented solution options in the areas mentioned.


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Prof. Dorothea Schäfer